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Leitfaden zur Bauprodukteverordnung (CPR)

Im Jahr 2024 verabschiedete der Europäische Rat die überarbeitete Bauprodukteverordnung (CPR), die die Vorschriften für den Handel mit Bauprodukten in der EU harmonisiert.
Leitfaden zur Bauprodukteverordnung (CPR)
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Was ist die Bauprodukteverordnung (CPR)?

Die Bauprodukteverordnung (CPR) ist eine zentrale EU-Richtlinie, die einheitliche Anforderungen an Sicherheit, Leistung und Umweltauswirkungen von Bauprodukten in der EU definiert. Ursprünglich 2011 eingeführt, um den Handel im Binnenmarkt zu vereinfachen, wurde die Verordnung 2024 aktualisiert, um moderne Umweltanforderungen zu adressieren. Die Verordnung, veröffentlicht im Amtsblatt der EU im Dezember 2024, trat am 7. Januar 2025 in Kraft. Die überarbeitete CPR legt Schlüsselbereiche der Produktleistung fest, definiert harmonisierte Vorschriften für die CE-Kennzeichnung und verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Durchsetzung von Sicherheits- und Umweltanforderungen.

Was hat sich mit der Überarbeitung der CPR geändert?

Die im November 2024 vom Europäischen Rat verabschiedete und im Dezember 2024 veröffentlichte überarbeitete CPR bringt folgende Neuerungen:

  • Digitale Produktpässe (DPP): Ein digitales Verzeichnis mit technischen Spezifikationen und Umweltdaten zur Förderung von Compliance und Rückverfolgbarkeit.
  • Erweiterte CE-Kennzeichnung: Die CE-Kennzeichnung umfasst nun technische Leistung und Umweltauswirkungen, um umfassende Sicherheits- und Nachhaltigkeitsvorschriften zu gewährleisten.
  • Standards für Umweltberichterstattung: Hersteller müssen Klimaindikatoren wie CO₂-Emissionen und Energieverbrauch für priorisierte Bauprodukte melden. Weitere Indikatoren werden schrittweise ergänzt

CPR und andere EU-Nachhaltigkeitsvorschriften

Die Bauprodukteverordnung (CPR) ist eng mit anderen EU-weiten Nachhaltigkeitsvorschriften wie der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) und der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) abgestimmt. Diese Harmonisierung gewährleistet, dass CPR-konforme Produkte direkt zu EU-Zielen wie Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft beitragen können. Produktbezogene Daten fließen in gebäudebezogene Bewertungen ein, was die Bauindustrie nachhaltiger und datenorientierter macht.

Warum ist die CPR für Hersteller außerhalb der EU wichtig?

Für Hersteller außerhalb der EU ist die Einhaltung der CPR-Vorschriften entscheidend, um Zugang zum EU-Markt zu erhalten und ihre Marktposition zu sichern. Die Compliance mit der CPR erleichtert nicht nur den Markteintritt, sondern verringert auch den Bedarf an doppelten Tests und Zertifizierungen in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten. Dieser einheitliche Ansatz reduziert administrative und finanzielle Belastungen, verbessert die Markttransparenz und vereinfacht den grenzüberschreitenden Handel.

Für eine Übersicht zur jüngsten Verabschiedung der CPR können Hersteller die Konferenz der Europäischen Kommission zur neuen Bauprodukteverordnung ansehen.

Kernanforderungen der CPR-Compliance

  • Standardisierte Produktleistung und priorisierte Kategorien

Im Rahmen der Bauprodukteverordnung (CPR) müssen Produkte spezifische technische Leistungsstandards erfüllen, um Langlebigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Die Verordnung priorisiert Produktkategorien mit hohen Umweltbelastungen wie Beton, Stahl und Dämmstoffe, da diese einen erheblichen Anteil an verkörpertem Kohlenstoff haben und eine Schlüsselrolle bei der Energieeffizienz spielen. Weitere priorisierte Kategorien sind Klebstoffe und Farben, die ebenfalls als wesentliche Baumaterialien gelten. Standards für diese Kategorien werden bis 2026 schrittweise eingeführt, wobei die jeweiligen Standards offiziell verabschiedet werden müssen, bevor sie verbindlich werden.
  • Umweltberichterstattung und digitale Produktpässe (DPP)

Eine der bedeutendsten Änderungen in der überarbeiteten CPR von 2024 ist die Einführung einer verpflichtenden Umweltberichterstattung. Hersteller müssen zunächst Klimaindikatoren wie CO₂-Emissionen und den Energieverbrauch bei der Herstellung ihrer Produkte angeben. Mit der Weiterentwicklung der Umweltstandards werden zusätzliche Indikatoren wie Recyclingfähigkeit, Ressourceneffizienz und Toxizität schrittweise eingeführt, um ein umfassendes Lebenszyklusprofil für jedes Produkt zu erstellen.

Der digitale Produktpass (DPP) ist das zentrale Instrument zur Berichterstattung über Umweltdaten gemäß der CPR. Der DPP wird für priorisierte Kategorien verpflichtend und speichert standardisierte Daten, die von Regulierungsbehörden und Interessengruppen wie Architekten und Bauherren leicht abgerufen werden können. Diese Digitalisierung fördert Transparenz und Compliance, integriert sich in Building Information Modeling (BIM)-Systeme und verbessert die Datenkonsistenz auf dem gesamten EU-Markt.

Die aktualisierten CPR-Anforderungen sind mit der EN 15804 verknüpft, einer europäischen Norm, die Regeln für die Erstellung von Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für Bauprodukte und -materialien definiert. EPDs bieten transparente und vergleichbare Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus. Sie ermöglichen es Herstellern, die Umweltleistung ihrer Produkte klar zu kommunizieren, und AEC-Fachleuten, nachhaltige Entscheidungen durch den Vergleich ähnlicher Produkte auf Basis ihrer EPDs zu treffen.

  • Erweiterte Leistungserklärungen (DoP)

Die Einhaltung der CPR erfordert eine erweiterte Leistungserklärung (Declaration of Performance, DoP), die jetzt sowohl technische als auch umweltbezogene Daten umfasst. Die DoP fungiert als umfassendes Produktdossier, das alle Leistungs- und Umweltstandards dokumentiert, die das Produkt erfüllt. Diese Erklärung ist für Regulierungsbehörden essenziell, da sie sicherstellt, dass alle technischen und ökologischen Angaben überprüft und transparent sind.

Im Rahmen der überarbeiteten CPR muss die DoP wesentliche Merkmale wie das Treibhauspotenzial (GWP) gemäß definierten Leistungsstufen, Klassen oder Beschreibungen angeben. Diese Merkmale sind in harmonisierten technischen Spezifikationen wie den harmonisierten europäischen Normen (hENs) und den europäischen Bewertungsdokumenten (EADs) festgelegt. Bis diese Spezifikationen aktualisiert werden, sollten Hersteller die in den aktuellen Standards beschriebenen Methoden anwenden. Die Europäische Kommission überarbeitet diese Spezifikationen aktiv, um sie an die neuen Anforderungen anzupassen, und Hersteller sollten diese Änderungen kontinuierlich überwachen, um die Compliance aufrechtzuerhalten.

Hersteller, die ein tieferes Verständnis der DoP-Anforderungen und -Vorlagen wünschen, finden zusätzliche Ressourcen auf der Seite zur Bauprodukteverordnung der EU.

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CPR-Compliance und Marktzugang für Hersteller

Was müssen Hersteller erfüllen, um die Vorschriften und Standards für den Verkauf von Bauprodukten in der Europäischen Union einzuhalten? Durch die Einhaltung dieser Anforderungen können Hersteller sicherstellen, dass ihre Produkte Zugang zum EU-Markt erhalten und für ihre Sicherheit, Qualität und Umweltverantwortung anerkannt werden.

  • CE-Kennzeichnung und ihre Bedeutung

     

Die überarbeitete CPR integriert Umweltkriterien in die CE-Kennzeichnung, die nun ein verpflichtender Nachweis für sowohl Sicherheits- als auch Umwelt-Compliance ist. Die erweiterte CE-Kennzeichnung verlangt, dass Hersteller bestätigen, dass ihre Produkte nicht nur technische Standards erfüllen, sondern auch mit den Umweltzielen der EU übereinstimmen. Dies fördert verantwortungsvolle und transparente Marktpraktiken. Das aktualisierte CE-Kennzeichnungssystem soll "Greenwashing" verhindern, indem Hersteller für ihre Umweltangaben durch geprüfte Daten verantwortlich gemacht werden.

Erfahren Sie mehr darüber, warum Transparenz bei der EPD-Verifizierung wichtig ist.

  • Harmonisierte Standards und vereinfachte Compliance in der EU

Die harmonisierte Zone der CPR schafft einen einheitlichen regulatorischen Rahmen für die EU und stellt sicher, dass CPR-konforme Produkte in allen Mitgliedstaaten ohne zusätzliche Zertifizierungen vermarktet werden können. Diese Harmonisierung erleichtert den Marktzugang, reduziert die Komplexität der Compliance und eliminiert doppelte Tests. Zusätzlich muss jedes EU-Land Produktkontaktstellen für den Bausektor (PCPCs) einrichten, um Herstellern beim Verständnis spezifischer regulatorischer Anforderungen zu helfen. Diese Kontaktstellen sind entscheidend, um regionale Unterschiede zu navigieren, und bieten gezielte Unterstützung bei neuen oder komplexen Compliance-Fragen.

Detaillierte Informationen zu den PCPCs finden Sie in der Dokumentation der Europäischen Kommission: "Inventory of Contact Points (PCP, PCPC)".

  • Maßgeschneiderte Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Die CPR bietet speziell auf kleinere Unternehmen zugeschnittene Optionen, um die Kosten und administrativen Belastungen umfangreicher Tests zu reduzieren. Kleinstunternehmen können vereinfachte Dokumentationen vorlegen, die von einer benannten dritten Stelle geprüft werden, wodurch umfangreichere Anforderungen umgangen werden können. Darüber hinaus können Hersteller auf gemeinsame Prüfdaten für ähnliche Produkte zurückgreifen, d. h. Produkte mit vergleichbaren technischen und umweltbezogenen Eigenschaften. Für die Akzeptanz gemeinsamer Prüfdaten müssen diese von einer benannten Stelle, einer unabhängigen Organisation zur Bewertung der Konformität mit EU-Standards, geprüft werden.

Änderungen der EU-Vorschriften für Produkt-EPDs

 

Nächste Schritte und geplante Umsetzung der Bauprodukteverordnung (CPR)

Die aktualisierte CPR schreibt vor, dass bis 2028 die vollständige Einhaltung für alle priorisierten Produktkategorien gewährleistet sein muss, einschließlich der Einführung digitaler Produktpässe (DPPs) und einer umfassenden Reihe von Umweltindikatoren. Die vollständige Einhaltung hängt jedoch von der schrittweisen Einführung der Standards für jede Kategorie ab.

Die neue Bauprodukteverordnung (CPR) tritt 20 Tage nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU, am 7. Januar 2025, in Kraft, wobei die Umsetzung schrittweise erfolgen wird. Die Einhaltung der Vorschriften erfordert die Überarbeitung aller harmonisierten Produktstandards (hENs) im Rahmen des Acquis-Prozesses. Dies wird sich unterschiedlich auf die Produktkategorien auswirken. Erst wenn eine Produktfamilie diesen Prozess abgeschlossen hat, unterliegt sie den aktualisierten CPR-Anforderungen, einschließlich der Verifizierung von Umweltdaten. So können sich Hersteller vorbereiten:

  1. Zieltermine: Die Verordnung tritt am 7. Januar 2025 in Kraft, die Anwendung beginnt jedoch offiziell am 8. Januar 2026. Die genauen Zeitpläne für die Einhaltung variieren je nach Einführung der Standards für jede Produktkategorie.
  2. Standardsabhängige Compliance: Die vollständige Einhaltung für priorisierte Materialien wie Beton, Stahl und Dämmstoffe wird bis Ende 2025 erwartet, beginnend mit der verpflichtenden Angabe des Treibhauspotenzials (GWP). Anforderungen werden erst durchsetzbar, sobald die jeweiligen Standards finalisiert sind.
  3. Langfristige Ausrichtung: Bis 2030 wird eine umfassendere Berichterstattung erwartet, einschließlich vollständiger Lebenszyklus-Umweltdaten. Eine frühzeitige Vorbereitung wird Herstellern helfen, sich an die EU-Klimaziele anzupassen und den Marktzugang langfristig zu sichern.

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Umsetzung der CPR – zentrale Empfehlungen für Hersteller

  • Digitale Bereitschaft: Investieren Sie in digitale Infrastruktur, um digitale Produktpässe (DPPs) zu unterstützen, Lebenszyklusdaten zu verwalten und eine nahtlose Integration mit BIM-Systemen zu gewährleisten. Hersteller sollten bestehende Datenerfassungsprozesse überprüfen, um sicherzustellen, dass sie den CPR-Anforderungen entsprechen.
  • Standardisierte Datenberichterstattung: Richten Sie die Erfassung und Berichterstattung von Umweltdaten an den EN-15804-Standards für Lebenszyklusanalyse (LCA) aus. Eine frühzeitige Standardisierung der Dateneingaben vereinfacht die Compliance und erhöht die Zuverlässigkeit von Umweltproduktdeklarationen (EPDs).
  • Schulung und Weiterbildung: Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden zu den aktualisierten CPR-Anforderungen, insbesondere in Bezug auf Umweltdaten und das Management von DPPs.
  • Transparenz in der Lieferkette: Arbeiten Sie eng mit Ihren Lieferanten zusammen, um verifizierte und genaue Umweltdaten einzufordern. Zuverlässige Lieferkettendaten sind entscheidend für fundierte LCA-Berichte, die eine immer wichtigere Rolle für den Zugang zum EU-Markt spielen.

Durch die Umsetzung dieser Best Practices können sich Hersteller langfristig erfolgreich im EU-Markt positionieren und nicht nur die aktuellen, sondern auch zukünftige CPR-Anforderungen erfüllen.

Wie kann One Click LCA Sie bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten unterstützen?

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2. Lassen Sie Ihre Produkte spezifizieren 

Da Planer zunehmend auf EPDs setzen, um kohlenstoffarme Materialien für Bauprojekte auszuwählen, sind unabhängig geprüfte EPDs für Hersteller unerlässlich, um in der Baubranche sichtbar zu bleiben. Mit den Manufacturer Pages von One Click LCA können Sie alle EPDs und Nachhaltigkeitsdaten Ihrer Produkte zentral zusammenführen – neben 250.000 weiteren Bauprodukten. Durch diese übersichtliche Organisation erleichtern Sie es AEC-Fachleuten, Ihre Produkte zu finden, zu prüfen und auszuwählen.

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