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Wie EPDs bei der Materialauswahl verwendet werden
Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations, EPDs) entwickeln sich zu einem zentralen Instrument für Architekten, Ingenieure und Fachleute im Bauwesen (AEC), insbesondere in der frühen Entwurfsphase, wenn Materialentscheidungen den größten Einfluss auf den CO₂-Fußabdruck eines Projekts haben. EPDs liefern die notwendigen Daten, um fundierte und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
In diesem Artikel wird erläutert, wie EPDs bei der Materialauswahl eingesetzt werden. Er enthält Einblicke von Foster + Partners, einem weltweit tätigen Architekturbüro, zu den Auswahlkriterien für EPDs, den Unterschied zwischen EPDs und LCAs, den Bedarf an mehr produktbezogenen EPDs und wie Hersteller mit dem neuen One Click LCA Tool „EPD Usage Analytics“ nachvollziehen können, wie oft ihre EPDs von Planern recherchiert werden.
Worauf Architekten und Planer bei einer EPD achten
Foster + Partners, bekannt für ihren konsequent nachhaltigen Gestaltungsansatz, setzen EPDs intensiv im Auswahlprozess von Materialien ein. Laut Cinthia Espino, Senior Sustainability Coordinator bei Foster + Partners, hängen die Auswahlkriterien vom jeweiligen Projektstadium ab. „In der frühen Entwurfsphase nutzen wir EPDs, um eine CO₂-Bandbreite zu definieren und ein klares Bild zu entwickeln. Im weiteren Projektverlauf konzentrieren wir uns gezielt auf bestimmte EPDs, etwa für CO₂-arme Produkte und deren Spezifikationen“, erklärt sie. Aktuell arbeitet das Büro an der Standardisierung interner Prozesse zur Entwicklung von EPD-Datenbanken, die den Kohlenstoffkontext verschiedener Regionen berücksichtigen.
In frühen Entwurfsphasen liegt der Schwerpunkt auf der Erstellung eines Kohlenstoffspektrums, um die Umweltauswirkungen von Materialien in einer bestimmten Region zu verstehen. In diesem Stadium ist Transparenz entscheidend, um eine faire Vergleichbarkeit sicherzustellen.
Zentrale Auswahlkriterien für Materialien in Bauprojekten:
- Transparenz: Damit Materialien präzise verglichen werden können, müssen Faktoren wie Recyclinganteil, End-of-Life-Szenarien, Herstellungsverfahren und eingesetzte Energieträger berücksichtigt werden.
- Einheiten der Daten: Die in der EPD angegebenen Einheiten müssen mit den projektspezifischen Vorgaben übereinstimmen, z. B. Kubikmeter oder Quadratmeter, um belastbare Berechnungen zu ermöglichen.
- Regionaler Kontext: Lokale EPDs werden bevorzugt, da sie die regionale Praxis der Baustoffindustrie realitätsnah abbilden.
- Niedriges GWP (Global Warming Potential): In späteren Entwurfsphasen werden vorrangig Produkte mit geringerem verkörpertem Kohlenstoff ausgewählt.
- Verfügbarkeit und Konformität: Für Großprojekte müssen Materialien in ausreichender Menge, im erforderlichen Zeitraum und unter Einhaltung lokaler Normen verfügbar sein.
Wenn keine regionalen EPDs verfügbar sind, lokalisiert Foster + Partners die Daten mit Tools wie One Click LCA. Dennoch sind lokale EPDs stets zu bevorzugen, um Fehldarstellungen der regionalen Bauindustrie zu vermeiden. Cinthia nennt ein Beispiel aus dem Nahen Osten: Dort wurden zunächst Geopolymere in Betracht gezogen, mussten aber wegen regulatorischer Einschränkungen wieder ausgeschlossen werden. Dieses Beispiel unterstreicht die Bedeutung einer frühzeitigen Abstimmung mit Hersteller:innen und Bauingenieur:innen.
Kriterien im Materialauswahlprozess – so unterstützt Materials Compass
Die Auswahl geeigneter Materialien ist ein mehrstufiger Prozess, doch Tools wie der Materials Compass von One Click LCA erleichtern Architekt:innen und Designer:innen die Suche nach CO₂-armen Materialien erheblich.
Schritte zur Auswahl geeigneter Materialien:
- Erstellen eines Datenpools: Vergleichbare EPDs für Materialien wie Beton, Stahl oder Glas sammeln, um einen realistischen Kohlenstoffbereich zu definieren.
- Identifizierung von Ausreißern: Verfeinerung des Datenpools, um sicherzustellen, dass er repräsentativ für die lokale Industrie ist.
- Anpassung nach Projektphase: In der Ausführungsplanung werden gezielt CO₂-arme Produkte ausgewählt, die den projektspezifischen Anforderungen entsprechen. Dabei sind Verfügbarkeit, die Einhaltung lokaler Vorschriften und die Kompatibilität mit dem Design entscheidend.
Herausforderung: CO₂-arme Materialien und EPDs finden
Laut Cinthia ist eine der größten Herausforderungen bei der Auswahl nachhaltiger Materialien der Zugang zu produktspezifischen Umweltdaten – wie sie EPDs liefern. Hier setzt der Materials Compass an. Die Plattform enthält über 300.000 Baustoffe und unterstützt AEC-Fachleute gezielt bei der Materialauswahl. Nutzer:innen können Produkte anhand ihrer Kategorie und ihres Standorts filtern, relevante Produktauswahlen erstellen und diese direkt vergleichen oder zur Weiterverarbeitung exportieren.
Materials Compass: Finden und vergleichen Sie CO₂-arme Materialien aus aller Welt
Warum die Bauindustrie mehr EPDs benötigt
Laut Cinthia Espino, Senior Sustainability Coordinator bei Foster + Partners, ist die Verfügbarkeit von EPDs entscheidend, um nachhaltige Innovationen sichtbar zu machen: „Wenn ein Hersteller viel Zeit und Ressourcen in die Entwicklung innovativer Technologien und Produkte investiert hat, aber keine EPD vorliegt und das Produkt nicht in unserer Datenbank ist, dann können wir es nicht berücksichtigen. Deshalb brauchen wir wirklich EPDs — damit wir mit den laufenden Innovationen Schritt halten können.“
Um die Sichtbarkeit CO₂-armer Produkte zu erhöhen und ambitionierte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, benötigt die Bauindustrie einen breiteren Pool an EPDs — aus mehreren Gründen:
- Lokalisierung: In vielen Regionen fehlen lokale EPDs, wodurch Planer:innen auf Daten aus anderen Ländern zurückgreifen müssen. Das kann zu Fehlinterpretationen führen und die lokale Industrie falsch darstellen.
- Anerkennung von Innovationen: Hersteller, die in nachhaltige Technologien investieren, erhalten ohne dokumentierte EPDs nicht die Sichtbarkeit, die sie verdienen.
- Benchmarking: Genaue Branchen-Benchmarks setzen eine diverse und repräsentative Datenbasis voraus, die nur durch eine höhere Verfügbarkeit von EPDs möglich ist.
Indem mehr Hersteller zur Erstellung von EPDs ermutigt werden, kann die Branche systematisch zur Dekarbonisierung der gebauten Umwelt beitragen.
Bringen Sie Ihre Produkte in die Spezifikation: Präsentieren Sie Ihre Produkte und Nachhaltigkeitsdaten Fachplaner:innen und Architekturbüros — zusammen mit über 300.000 Bauprodukten
Was ist der Unterschied zwischen einer EPD und einer Ökobilanz?
Obwohl oft synonym verwendet, erfüllen Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declaration, EPD) und Ökobilanzen (Life Cycle Assessment, LCA) unterschiedliche Funktionen:
- Ökobilanz: Eine umfassende Studie, die die Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg modelliert, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
- EPD: Ein standardisiertes, von Dritten geprüftes Dokument, das die Ökobilanz-Ergebnisse in einem transparenten und vergleichbaren Format zusammenfasst.
Laut Arturs Alsins, EPD-Experte bei One Click LCA, „übersetzen EPDs die Komplexität von LCAs in handhabbare, entscheidungsrelevante Daten, die AEC-Fachleute bei der Materialwahl einsetzen können.“
Warum ist das Thema Materialwahl so wichtig?
Die Dringlichkeit, den Bausektor zu dekarbonisieren, macht die Auswahl nachhaltiger Materialien zu einer zentralen Herausforderung. Gebäude verursachen 39 % der globalen Emissionen — 11 % davon allein durch Materialien und Bauprozesse. Baumaterialien machen einen beträchtlichen Teil des verkörperten Kohlenstoffs eines Gebäudes aus, und in der Planungsphase können wichtige Entscheidungen getroffen werden. Der Austausch zwischen Hersteller:innen und AEC-Fachleuten schafft Transparenz, fördert Zusammenarbeit und bringt die Branche ihren Klimazielen näher.
EPD Usage Analytics — die Nutzung Ihrer Produkte auswerten
Das neue Tool EPD Usage Analytics von One Click LCA unterstützt Hersteller:innen und Nachhaltigkeitsmanager:innen dabei, zu verstehen, wie ihre EPDs in Projekten eingesetzt werden, welches Interesse sie im Markt auslösen und in welchen Ländern und Märkten ihre Produkte am besten abschneiden.
Mit dem EPD Usage Analytics Tool:
- Verfolgen Sie, wie häufig Ihre EPDs in Bauprojekten ausgewählt werden.
- Analysieren Sie die Produktperformance nach Land, Produkttyp und Projektart.
- Identifizieren Sie Ihre Top-Produkte und EPDs, deren Gültigkeit demnächst abläuft.
- Erkennen Sie, in welchen Märkten Ihre EPDs am meisten Aufmerksamkeit erhalten.
- Treffen Sie datenbasierte Entscheidungen zur Weiterentwicklung Ihrer Produktstrategie.
Diese Funktionen verbessern nicht nur die Transparenz — sie ermöglichen Hersteller:innen, ihr Portfolio gezielt an Marktentwicklungen und Nachhaltigkeitsanforderungen auszurichten.
EPD Usage Analytics: Bewerten Sie die Performance Ihrer Produkt-EPDs
Ausblick: EPDs in der Bauwirtschaft auf dem Vormarsch
EPDs sind unschätzbare Hilfsmittel für AEC-Fachleute, die bei Bauprojekten eine nachhaltige Materialauswahl treffen wollen. Durch die Bereitstellung transparenter, vergleichbarer Daten ermöglichen EPDs eine fundierte Entscheidungsfindung in der kritischen Entwurfsphase. Die Branche muss sich jedoch mit dem Bedarf an mehr lokalisierten und vielfältigen EPDs auseinandersetzen, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
"Wir planen auf jeden Fall, den Einsatz von EPDs in Zukunft auszuweiten", so Cinthia Espino, Senior Sustainability Coordinator bei Foster + Partners.
One Click LCA weiß: Die Reise endet nicht mit der Erstellung und Veröffentlichung einer EPD. Die Möglichkeit, die Performance einer EPD zu analysieren und ihr Marktinteresse zu messen, unterstützt Hersteller dabei, datenbasierte strategische Entscheidungen zu treffen.
Wie Sie von EPD Usage Analytics profitieren
Um den vollen Nutzen aus ihren Umweltproduktdeklarationen zu ziehen, können Hersteller:innen auf das Analysewerkzeug EPD Usage Analytics von One Click LCA zurückgreifen. Es bietet präzise Einblicke in die Nutzung der eigenen Produkte, ermöglicht die Nachverfolgung der Marktperformance über Länder, Produktkategorien und Projekttypen hinweg und stellt ein interaktives Dashboard zur Verfügung. Durch die Auswertung dieser Daten lassen sich unter anderem Produkte mit besonders hoher Nachfrage erkennen sowie bevorstehende EPD-Abläufe frühzeitig identifizieren.
Dies schafft die Grundlage für fundierte strategische Entscheidungen, mit denen sich Produktportfolios an die aktuellen Anforderungen des Marktes und die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Baumaterialien anpassen lassen. Hersteller:innen erhalten so nicht nur Transparenz über die Wirkung ihrer EPDs im Markt, sondern können ihre Nachhaltigkeits- und Vertriebsstrategien gezielt weiterentwickeln — und gleichzeitig zur Erreichung sektorweiter Klimaziele beitragen.
Wie Planer:innen EPDs zur Materialwahl nutzen
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